Samstag, 23. August 2014

Stille

Ich wünschte, draußen würde der Regen gegen mein Fenster prasseln. Doch das tut er nicht. Es würde passen. Zum grauen Himmel, zur langsam zurückkehrenden, frischen Herbstluft, zu den Katzen, die schnurrend neben mir liegen, zu meiner Stimmung.

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Ich kriege keine Luft. Es ist zu eng. Ich lege das Buch zur Seite und stehe auf. Schwaches Licht dringt durch die heruntergelassenen Jalousien in den Raum. Ich tapse barfuß über den kühlen Granitboden und reisse im ganzen Haus die Fenster auf. Schließlich bleibe ich im Rahmen der Balkontür stehen und atme den Geruch nach Regen tief ein. Irgendwo spielt Sia.
  
"Faint light of dawn
  I'm listening to you, breathing in and breathing out
  Needing nothing"   


Wenn ich nach all den Jahren wieder den Klang dieser Worte höre, erinnere ich mich zurück. Wie es damals war. Wie ich war. Und ich realisiere, wie viel sich verändert hat.  Zum Schlechten. Zum Guten. Das weiss ich bis heute nicht genau.
Ich habe mich verändert, genauso, wie alles um mich herum sich verändert hat. Doch einiges bleibt. Und das ist beruhigend. Das macht es erträglich.
Ich öffne mein Fenster, die Vorhänge bewegen sich sanft, als die kalte, herbstliche Luft sie streift. Und ich atme. 
 

Vivien


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